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Nation: | Deutschland |
von Ewout van der Knaap
Stand: 01.03.2004
Lange bevor Schriftsteller in der DDR in der Regionalität ihre Identität suchten, bewahrte Kito Lorenc in der „Antiwelt“ (Lorenc) seiner Heimat alte und neuere sorbische Literatur vor dem Vergessen und schuf ein zweisprachiges Werk, in dem der Regionalismus zum Medium der Distanz wurde. Das „Sorbische Lesebuch“ (1981), eine umfangreiche Anthologie, die Lorenc zusammengestellt hat, ist nicht nur ein Monument des Sorbischen, sondern auch ein Dokument der eigenen Poetik. Lorenc wollte hier die sorbische Dichtung in die Moderne einbringen. Sein Engagement für die sorbische Kultur war ein Akt der Aufklärung und der Konfrontation: Das Regionale traf auf das Nationale, die Kultur auf die Folklore, das Eigene wurde im Fremden vermittelt, und die Landschaft stellte sich der Infrastruktur. Das Erinnern des Regionalen rieb sich am Vergessen des Zentral-Staatlichen. An Lorencʼ Lob der Herkunft fällt seine kritische Haltung auf. Mit liebevoller Ironie hält er den Sorben einen Spiegel vor. Mit den Versen „Zum Beispiel können wir ewig lange / dasitzen und Eier bemalen zu Ostern“ leitete Lorenc das Gedicht „Ostereiermalen“ (in „Flurbereinigung“, 1972) ein, das den folkloristischen Ruf der Sorben thematisiert. Die touristische ...