Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Matthias Auer
Stand: 01.03.2008
Klaus Böldls Brotberuf als Skandinavist hat sein literarisches Schreiben stark geprägt. Die ersten drei Prosatexte haben ihre Schauplätze jeweils an Orten im hohen Norden. Grönland, Island, Schweden und die Färöer Inseln sind dabei jedoch nicht nur reale Orte, an denen die jeweilige Handlung spielt (soweit davon die Rede sein kann), sondern haben zudem eine mythische Dimension als Fluchtorte, Sehnsuchtsorte, Traumorte, als Projektionsflächen, als Seelenlandschaften und Bewusstseinsräume. Was für viele Autoren insbesondere zu früheren Zeiten Italien war und heutzutage – als mehr oder weniger ironisches Zitat – teilweise noch sein kann, ist für Böldl der Norden. Innerhalb der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur befindet er sich damit gleichwohl in guter Gesellschaft, denn auch Romane wie Christoph Ransmayrs „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ und Libuše Moníkovás „Treibeis“ sind in den fernen Regionen am nördlichen Ende der Welt angesiedelt. Exemplarisch dokumentiert Gerhard Roths Roman „Winterreise“ diesen Perspektivwechsel weg von südlichen Gefilden und hin zu weit nördlich gelegenen Gegenden, wenn dessen Anti-Held Nagl, der vor den Scherben seiner Existenz steht, zuerst nach Italien aufbricht und dort Rettung sucht, sich dann am Ende jedoch eines ...