Geburtstag: | |
Nation: | Schweiz |
von Elsbeth Pulver
Stand: 01.10.2005
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar“ – der Satz von Paul Klee steht in der allerersten Rezension eines Buches von Klaus Merz (des Gedichtbands „Mit gesammelter Blindheit“, 1967). Mit sicherem Gespür wählte der Rezensent, Hermann Burger, ein Zitat, das als unausgesprochener Grundsatz im Werk seines um drei Jahre jüngeren Kollegen allmählich Gestalt finden wird. Den beiden Autoren, Burger und Merz, ist in ihren literarischen Voraussetzungen und Anfängen überraschend viel gemeinsam: nicht nur der Ort der Herkunft und Kindheit (das Dorf Menziken im Kanton Aargau), sondern vor allem der Verzicht auf das bloße Abbilden der Realität; dazu die Neigung zum Spiel mit absurden und surrealen Elementen als Möglichkeit, tiefer liegende Schichten der (dennoch genau beobachteten) Realität freizulegen. In anderer Hinsicht entwickelten sich die beiden Autoren allerdings als stilistische Antipoden: Im Gegensatz zur zunehmenden Redundanz Burgers tendierte Merz von Anfang an in Lyrik und Prosa zur Lakonie; und vom Burgerʼschen Pathos in der Selbststilisierung und Selbstbemitleidung heben sich die Merzʼschen Figuren durch ihre Neigung zum Understatement ab; sie gehören nicht zu den ostentativ Leidenden, fallen durch eine unprätentiöse Tapferkeit auf.
Dieser Gegensatz ...