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Nation: | Österreich |
von Michael Töteberg
Stand: 01.10.2010
Im Februarheft des Jahres 1964 veröffentlichte die staatlich subventionierte Wiener Literaturzeitschrift „Wort in der Zeit“ Texte von Konrad Bayer und Gerhard Rühm, was heftige Proteste von konservativen Vertretern des österreichischen Literaturbetriebs auslöste. In Briefen an die Herausgeber war die Rede von „Pseudo-Modernismus“ (J.Gunert), „Schriftspielereien“ (H.Rieder), „Vokalspielereien, Strukturzauberei, Sprachzerstückelung und Assoziationsklitterungen“ (S.Freiberg); R.Felmayer bezeichnete den Abdruck der avantgardistischen Texte schlicht als „Vergeudung öffentlicher Gelder“. Man mokierte sich über „die Art oder Unart, in der diese jungen Herren Rühm und Bayer sich die Welt und die Menschen vorstellen, dieses Kokettieren mit dem Makabren, dieses lässige Spiel mit der Zerstörung aller Form jenseits echter Verzweiflung“ (F.Taucher).
Am 10. 10. 1964 nahm sich K.Bayer das Leben. In Notizen zu dem unvollendet gebliebenen Roman „der sechste sinn“ fanden sich Sätze wie „es gibt nichts was zu erreichen wäre außer dem Tod“, „man muß sich umbringen um die hoffnung zu begraben. es gibt keine hoffnung“. Solche Sätze, entstanden als Elemente einer Textmontage, wurden allgemein gedeutet als literarische Vorwegnahme des Freitods. Der frühe Tod Bayers verstellte den vorurteilsfreien Blick auf ein insgesamt fragmentarisches, dem Experiment verpflichtetes ...