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Nation: | Deutschland |
von Olaf Kutzmutz
Stand: 01.09.2022
„Ein lebensunfähiger Mensch“ heißt Ludwig Homanns erste Erzählung, die am 14. Mai 1966 in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erschien. Ihr Titel gibt gleichsam die Tendenz für die folgenden Werke des westfälischen Prosaautors vor. Als Porträtist der Vereinzelung widmet er sich Figuren, die mitten im gesellschaftlichen Leben zu Randexistenzen geworden sind – beispielhaft zu studieren an der Erzählung „Engelchen“ (1994). Homann zeichnet seelische Landkarten seiner Figuren, breitet sie vor dem Leser aus und fordert ihn zu urteilen auf. Er lehnt tränenselige ‚Befindlichkeitsliteraten‘ ab, Experimente und eine komplizierte Erzählarchitektur liegen ihm fern. Seine traditionelle erzählerische Dramaturgie konzentriert sich auf das, was seinen Figuren geschieht. Handlungsort ist oft das Land, ohne dass Homanns Erzählen dadurch provinziell wirkte. Sein Realismus ist der geglückte Versuch, in die Wirklichkeit zu greifen, ohne sie literarisch zu verdoppeln. Das gelingt zunehmend besser nach dem Frühwerk, das 1973 mit „Jenseits von Lalligalli“ abschließt.
Zu Zeiten der APO und studentischer Revolte veröffentlichte Homann sein erstes Buch, das hinsichtlich seiner Sujets und Erzählverfahren literaturpolitischem Engagement fern steht. Die drei „Geschichten aus der Provinz“ (1968) erkunden eine kleine Welt. Sie erzählen von Außenseitern, die im ...