Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Martin Straub
Stand: 01.08.2007
„Wende gut, alles gut?“, fragten 1995 Lutz Rathenow und der Fotograf Wolfgang Korall mit dem Titel eines Text-Bild-Bandes. Rathenow zieht darin in konzentriert gearbeiteten Essays sein Resümee. „Es war einmal ein Land. Plötzlich verschwand es. Aber es verschwand nur auf der Karte. In den Köpfen, in den Gewohnheiten, die man sich so zugelegt hatte, lebte es weiter.“
Rathenows erste Schreibversuche reichen bis in die frühen siebziger Jahre zurück. Da hatte er noch die Hoffnung, das DDR-System ließe sich reformieren. Nur wenige Jahre später wurde diese Illusion durch die gewaltsamen Attacken und Bedrohungen gegen ihn und seine Freunde im Umfeld der Biermann-Ausbürgerung zerschlagen. Aus diesen Grunderlebnissen formen sich seine Literatur und ihre Themen. Rathenow kritisiert die totalitären Strukturen des Staatswesens, das mit seinem Kontroll- und Spitzelapparat alle gesellschaftlichen Ebenen bis in die privaten Verästelungen durchdringt. Nach der ‚Wende‘ blickt Rathenow in Essays und rastloser publizistischer Arbeit nicht nur auf sein Leben in der DDR zurück, sondern bedenkt zugleich die neuen Erfahrungen im geeinten Deutschland. Insofern ist „Zwischenbilanz“ ein programmatischer Titel für eines seiner Gedichte in dem Band „Verirrte Sterne oder Wenn alles ...