Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Michael Braun (Merzenich)
Stand: 01.10.2008
„Man wird schwerlich in der Gegenwartsliteratur einen Autor finden, der den Verheerungen, die die Jahre 1933 bis 1945 in den deutschen Gemütern hinterlassen haben, mit solcher Sensibilität und Beharrlichkeit nachgeht wie der zwanzig Jahre nach Kriegsende geborene Marcel Beyer“, schrieb Ernst Osterkamp 1997 über den Erzähler und Lyriker Marcel Beyer. Die Geschichte von Nationalsozialismus und Krieg ist für Marcel Beyer kein abgeschlossenes Kapitel, sondern ein offener Resonanzraum, dessen Echos – „bestimmte Verhaltensweisen und Erfahrungen“ – durch die Generationen bis in die Gegenwart dringen; die Vergangenheit erscheint ihm so als ein „Vakuum“, das er mangels autobiografischer Familiengeschichten „mit eigenen erfundenen Stimmen“ zu füllen sucht (Gespräch mit Klaus Bednarz, 1997). Doch kommt es ihm weder auf eine Erklärung des Schweigens noch auf fertige Antworten an; sein Thema ist das Hören auf die Echos der deutschen Geschichte zwischen 1933 und 1945, das Befragen der gemeinsamen kulturell-politischen Erinnerungen der Generationen: „als Nachkomme von Schweigegeneration und Antwortgeneration, dazu als jemand, der weder einen Stern noch einen farbigen Winkel sich an die Kleidung hätte heften müssen (…), weiter als jemand, der mit Worten umgeht, aus Neigung, ...