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Nation: | Schweiz |
von Elsbeth Pulver
Stand: 01.10.1997
„Was hat Bedeutung? Daß ich hier sitze und noch immer versuche, am Geländer meiner Sätze irgendwohin zu kommen? Vielleicht. Auch wenn längst erwiesen ist, daß das Geländer vor dem Abrutschen nicht bewahrt. Es macht jede Bewegung mit. Doch ich lasse nicht los. Denn ich weiß nichts Festeres.“ Nichts weniger als eine Überlebensstrategie wird in diesen Sätzen aus Margrit Baurs Buch „Überleben“ (1981) angedeutet, und je näher man es betrachtet, desto vieldeutiger, aber auch einleuchtender wird das Bild. Sprache als der einzige Halt, aber keineswegs ein verlässlicher – das ist das eine. Und das andere: Sie ist weder Teil noch Hervorbringung des schreibenden Ich, dennoch so eng mit ihm verbunden, dass nicht zu entscheiden ist, ob es das Geländer Sprache ist, was vor dem Absturz bewahrt, oder die Beharrlichkeit, mit der die Schreibende daran festhält. Sprache ist in dieser Sicht nichts Autonomes, sondern steht in Beziehung zu ihren realen Erscheinungsformen, den bewundernswerten (Literatursprache) und den irritierenden (Gebrauchssprache) – und immer steht sie in schwieriger Korrespondenz mit einer Sprachlosigkeit, welche jeden „Ansatz von Sprachgewißheit“ verhindert.
Das Nachdenken über Sprache ...