Geburtstag: | |
Nation: | Serbien und Montenegro |
von Michael Braun (Merzenich)
Stand: 01.10.2010
„Deutsch als zweite Muttersprache“ – mit dieser Formel beschreibt Marica Bodrožić die interkulturelle Dimension der Migrantenliteratur am Anfang des 21. Jahrhunderts. Maßgeblich zur Migrantenliteratur gehören deutschsprachige Schriftsteller, deren erste Muttersprache nicht das Deutsche ist. Diese Literatur ist in Deutschland, in dem jeder Fünfte und jedes dritte Kind unter 15 Jahren – dem Integrationsbericht der Bundesregierung zufolge (2007)– einen sogenannten Migrationshintergrund hat, alles anderes als eine versprengte europäische Sprachinsel. Auch die Kategorien von Exil und Emigration taugen wenig zur Charakterisierung. Für Bodrožić ist die deutsche Sprache keine Fremdsprache, sondern eine transnationale Kultursprache. Sie ersetzt die erste Muttersprache nicht, sondern übersetzt sie im Sinne einer kulturellen Transformation, durch die das Eigene im Anderen, das Fremde in der Heimat erkennbar wird. „Deutsch als zweite Muttersprache“ bewahrt die sprachliche Fremdherkunft in der Nähe zur neu gelernten Sprache auf: in Neologismen, in Traum- und Märchenbildern sowie in einem stetigen Staunen über die Kreativität der Wörter, zum Beispiel wenn die Autorin im Wort „Dalmatien“ auf „alma“, die „Seele“, stößt und ihr Heimatland fortan als „Analogie und Alkoven der Empfindsamkeit“ bezeichnet. Insofern steht Marica Bodrožić in der ...