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Nation: | Schweiz |
von Christa Baumberger und Nina Debrunner
Stand: 15.05.2018
„Ich tauge nicht fürʼs moderate Schreiben“, hielt Mariella Mehr 1997 programmatisch in einem Artikel fest (Mehr 2017). Das stimmt, denn so streitbar, angriffig und zugleich sprachsensibel ist kaum eine andere Schweizer Autorin. Als Schriftstellerin und Reporterin beleuchtete sie vor allem die Ränder der Gesellschaft, als Journalistin beteiligte sie sich maßgeblich an der Aufarbeitung der Pro-Juventute-Aktion „Kinder der Landstrasse“ und als Jenische kämpfte sie für die Anliegen der Fahrenden. Mehrs literarisches und publizistisches Werk besticht durch seine Radikalität und existenzielle Dringlichkeit. Die Themen, die sie literarisch bearbeitet, sind gesellschaftspolitisch brisant und aktuell. Am Ursprung ihres Werks stehen gelebte Erfahrungen. Denn, so stellte die Autorin anlässlich einer Lesung 1996 fest: „Es gibt keinen andern Grund und Wunsch zu schreiben, als den, Erfahrungen mitzuteilen. Erfahrungen speichern sich als Erinnerungen, die wir wichtig genug finden, ihnen das Wort zu geben.“ (Archiv Mehr, SLA). Und über ihr eigenes Schreiben befragt, sagte Mariella Mehr: „Mit dem ersten Buch verraten wir unser Thema, mit dem wir uns ein Leben lang beschäftigen werden. Viele beginnen ihr Lebenswerk mit einer Autobiographie, auch in ...