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Nation: | Deutschland |
von Herbert Haffner
Vielen gilt sie als “spätentdeckte, typisch bayrische” Autorin. Diese Etikettierung ist so nicht zulässig. Marieluise Fleißer ist nicht spät entdeckt worden – im Gegenteil, wohl kaum ein Autor kann von sich behaupten, so rasch Aufmerksamkeit und Anerkennung gefunden zu haben. Als die Studentin der Theaterwissenschaft Anfang 1922 durch Bruno Frank mit Lion Feuchtwanger bekanntgemacht wird, läßt dieser von den ihm vorgelegten Schreibversuchen zwar nichts gelten als die Geschichte “Meine Zwillingsschwester Olga” (späterer Titel: “Die Dreizehnjährigen”), deren Publikation er fördert, aber durch ihn kommt die Zwanzigjährige in Verbindung mit der Brecht-Clique. Brecht verwendet sich für ihr Stück “Die Fußwaschung”, das sie Anfang 1924 zu schreiben beginnt, und damit setzt eine Fixierung auf das ‘Genie’ Brecht ein, die sie, trotz einer endgültigen Trennung im Jahr 1929, erst 1951 in “Aus der Augustenstraße” formulieren und sieben Jahre nach Brechts Tod (1963) mit ihrer Erzählung “Avantgarde” (1966 auch in “Frühe Begegnung”) bewältigen kann. Herbert Ihering und der Schriftsteller Moritz Seeler äußern sich enthusiastisch über das Stück “Die Fußwaschung”. Ohne Rückfrage ändert Seeler allerdings den Titel in “Fegefeuer in Ingolstadt” und präsentiert es als ...