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Nation: | Österreich |
von Claudia Kramatschek und Sven Hanuschek
Stand: 15.02.2019
„Wir können unser Jetzt besehen. Auch auf dem Theater. Aber damit das Drama ist, muß es sich aus jedem Realismus lösen. Zeit muß über die formale Lösung in Gegenwart verwandelt werden.“ Zeit, das meint im Werk der Dramatikerin und Prosaautorin Marlene Streeruwitz meist die Gegenwart, ein Jetzt, das jedoch immer auch überlagert ist von einer geschichtsträchtigen und wirkmächtigen Vergangenheit, die dem Menschen eine unverstellte Zukunft versagt. In diese Zukunft rettet sich nur, wer seine eigenen Verstrickungen in dieses amalgamhafte Jetzt nüchtern und illusionslos besieht.
Feuilleton und öffentliches Publikum verbuchten Streeruwitz seit ihrem mediengeschichtlich spannenden Aufstieg – 1990 in der Zeitschrift „Theater heute“ als Nachwuchsautorin ohne eine Werkveröffentlichung vorgestellt, 1992 von derselben Zeitschrift zur Nachwuchsautorin des Jahres gewählt – gerne vorrangig als radikale Feministin, um dafür ausdrücklich literarische Aspekte als nachrangig zu behandeln. Doch bieten sowohl ihre Theaterstücke – beginnend mit „Waikiki Beach.“ (1992) – als auch die Romane, das Genre, zu dem Streeruwitz 1996 mit „Verführungen. 3.Folge. Frauenjahre.“ wechselte, nicht nur eine scharfe und scharfsichtige gesellschaftskritische Bestandsaufnahme einer Gegenwart, deren spätkapitalistischer Triumph dem postfaschistischen Taumel längst noch nicht entronnen ist. ...