Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Deutschland |
von Otto F. Riewoldt
Stand: 01.10.2005
Die Uraufführung der „Jagdszenen aus Niederbayern“ des damals zweiundzwanzigjährigen Martin Sperr 1966 in Bremen war für die westdeutsche Dramatik folgenreich. Nach den ausgreifenden Geschichts- und Revolutionsschauspielen (Rolf Hochhuth, Peter Weiss, Heinar Kipphardt, Günter Grass) waren es nun Alltagsausschnitte, nach den großen Namen und Vorgängen nun Kleinbürger, Landbevölkerung, Randgruppen und überschaubare Verhältnisse, denen das Interesse einer Reihe junger Dramatiker galt. Spielort, Herkunft der Personen und eine kaum literarisierte Umgangssprache (teils stilisierter Dialekt) ließen die Bezeichnung „neue Volksstücke“ aufkommen. Vorbilder waren für die aus Bayern und Österreich stammenden Autoren Ödön von Horváth und Marieluise Fleißer, deren kritische Volksstücke aus den zwanziger Jahren jetzt wieder auf den Spielplänen bundesrepublikanischer Theater auftauchten. Auch bei Horváth und Fleißer ging es um ,kleine Leute‘, Angestellte, Arbeitslose, und Umstände, die sie nicht begreifen und in die sie folglich nicht eingreifen können. Soziales Unvermögen drückt sich in mangelndem Sprachvermögen aus, das Maß gesellschaftlicher Teilhabe bestimmt die sprachliche Kompetenz. Ausdrucksweise und Erklärungsraster der sozial Schwachen sind geborgt bei denen, die in Staat, Schule und Betrieb das Sagen haben, sie taugen daher ...