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Nation: | Österreich |
von Peter Bekes
Stand: 15.09.2021
Der Wiener Schriftsteller Michael Scharang gehört zu den wenigen Autoren einer literarischen Avantgarde in Österreich, deren Texte Sprach- und Sozialkritik, Medientheorie und Medienpraxis, fiktionale Literaturentwürfe und Faktografie auf äußerst fruchtbare Weise miteinander vermitteln.
Sein umfangreiches und vielschichtiges Werk umfasst diverse Romane, eine Fülle von Hörspielen, Dokumentationen, Filmen, Essays, Erzählungen und Sprachspielen. Der Vielfalt der vom Autor erprobten Genres und Textformen, seinen Sprach-, Literatur- und Medienexperimenten entspricht seine Bereitschaft, „sich einschließlich der theoretischen aller Mittel zu bedienen, gleichgültig ob sie bislang als künstlerisch oder nichtkünstlerisch galten“.
Solche radikale Vorurteilslosigkeit, die sich unbeeindruckt zeigt von eingespielten sprachlichen und kanonisierten literarischen Verfahrensweisen, dokumentiert sich zum ersten Mal in dem 1969 publizierten Textband „Verfahren eines Verfahrens“. Kritik der Sprache und Kritik herkömmlicher Erzählweisen, das sind die zwei wichtigsten Verfahren, die, auf vielfältige Weise miteinander vermittelt, den 15 Texten dieses Bandes ihr Gepräge verleihen. Diese kann man nur noch bedingt als Erzählungen ansprechen. Es fehlt nicht nur der auktoriale Erzähler, sondern fast überall auch die Fabel, um die sich Charaktere und Handlung gruppieren. Fabeln im Sinne herkömmlicher Erzähltheorie sind in manchen Texten allenfalls rudimentär vorhanden. Deren Erkennen und ...