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Nation: | Deutschland |
von Michael (Merzenich) Braun
Stand: 01.03.2009
Michael Wüstefeld gehört zur Generation der in die DDR hineingeborenen Autoren, die – wie Uwe Kolbe bemerkt hat – „weder richtiges Heimischsein hier noch das Vorhandensein von Alternativen anderswo empfindet“; zu einer ebenso zornigen wie verunsicherten Generation, die nicht mehr enttäuscht werden konnte, weil sie an keine sozialistischen Heilsversprechen glaubte. Doch Wüstefelds biografischer und literarischer Weg unterscheidet sich auf signifikante Weise von dem vieler Generationsgefährten. Zum einen blieb er – nach dem Ausschluss aus einer vom DDR-Schriftstellerverband unterstützten Fördergruppe junger Autoren 1976, kurz nach der Biermann-Ausbürgerung – zu DDR-Zeiten außerhalb literarischer Verbände, was zur Folge hatte, dass sein Werk erst Mitte der 1980er Jahre durch Publikationen in der angesehenen Literaturzeitschrift „Sinn und Form“ einer größeren Öffentlichkeit bekannt und zugänglich wurde. Zum anderen hat er eine literarisch unterrepräsentierte Region zu neuer Geltung gebracht: Die Stadt Dresden, ihre Orte und Menschen markieren den Aktionsradius Michael Wüstefelds, der „in immerwährender Spirale / über die ihm angeborene Stadt“ schreibt. In diesem Sinne sind die Titel der Lyrikbände „Heimsuchung“ und „Stadtplan“ präzise poetologische Selbstauskünfte.