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Nation: | Deutschland |
von Malte Dahrendorf
Stand: 01.06.2006
Man kann der Kinder- und Jugendliteratur nur gerecht werden, wenn man sie nicht nur am Entwicklungsstand der allgemeinen Literatur, sondern an dem der Kinder- und Jugendliteratur misst. Für die Erzählungen Mirjam Presslers heißt das, dass ihr innovativer Gehalt an ihrem Verhältnis zur Nachkriegsgeschichte der bundesrepublikanischen Kinder- und Jugendliteratur sichtbar wird. Dabei sind sie nicht ausgenommen von der strukturellen Problematik des Genres: dem doppelten Bezug auf den Autor, seine Wahrheit, seine Biografie – und auf den gegenwärtigen Kind-Leser als Adressaten.
Als Mirjam Pressler zu schreiben begann, neigte sich ein Jahrzehnt seinem Ende zu, das der Kinder- und Jugendliteratur wichtige Impulse gegeben und die traditionellen Einschränkungen des Bereichs gelockert hatte: Es gab sogenannte ‚antiautoritäre‘, dann ‚emanzipatorische‘ Kinder- und Jugendliteratur, einen neuen sozialkritischen Realismus, Interesse an Außenseitern, Randgruppen, Fremden; Kinder und Erwachsene waren von den gleichen Problemen betroffen; es herrschte Optimismus, was die Lösbarkeit der Probleme und den Anteil der Kinder daran angeht. Autoren waren Ursula Wölfel, Günter Herburger, Christine Nöstlinger u.a. Mirjam Pressler teilt das Interesse an Außenseitern und an einem sozialen Realismus, ohne noch sonderlich optimistisch ...