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Nation: | Deutschland, Schweden |
von Anton Thuswaldner
Stand: 01.01.2010
Die Erfahrungen der nationalsozialistischen Zeit – der gewaltsame Tod naher Verwandter, Flucht und Vertreibung aus der Heimat – bilden Ausgangspunkt und Hintergrund für das literarische Werk der Nelly Sachs. Sie begnügt sich aber nicht mit dem bloßen Abbilden des erfahrenen Leids, mit dem Registrieren dessen, was geschehen ist; Nelly Sachs erreicht dichterische Transformation. Die private, alltägliche Sphäre wird ins Kosmische übergeführt, ihre Dichtung ist eine „Universalisierung des Aktuellen“ (Beda Allemann). Doch um unzulässigen Verallgemeinerungen vorzubeugen, gilt es, Differenzierungen vorzunehmen, die auf einzelne Arbeitsphasen und Entwicklungsstadien eingehen.
Ihre ersten beiden Gedichtbände „In den Wohnungen des Todes“ (1947) und „Sternverdunkelung“ (1949) beziehen sich konkret auf die Auschwitz-Greuel und thematisieren das erzwungene Exil. In dieser frühen Periode läßt sich der Einfluß des Alten Testaments in Themen, Motiven und in der bildlichen Gestaltung nachweisen. Der Zyklus „Die Muschel saust“ aus dem Band „Sternverdunkelung“ belebt die biblischen Gestalten Abraham, Jakob, Hiob, Daniel, David und Saul neu; ihnen ist jeweils ein Gedicht gewidmet. Aus der Auseinandersetzung mit dem Chassidismus, einer Form jüdischer Mystik, die die Lehren der mittelalterlichen Kabbala popularisiert, bezieht Nelly Sachs ...