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Nation: | Deutschland |
von Juliana Kálnay
Stand: 15.05.2023
Eine verstörende Atmosphäre liegt über Nora Bossongs Prosadebüt „Gegend“ (2006), einem „zwielichtigen Kammerspiel“ (Anna Bilger), angesiedelt auf dem Grundstück einer abgeschiedenen Pension. Trommelgeräusche tönen immer wieder im Hintergrund; ein Mädchen mit Schmetterlingsspangen im Haar taucht aus dem Nichts auf und verschwindet wieder; unzählige Katzen bevölkern das Gelände und werfen Junge, die auf unterschiedliche Arten zu Tode kommen. Bossongs Erzählkunst zeigt sich in lyrischen Bildern und in einem perspektivisch verengten, suggestiv verdichteten Blick (dem „Sehschlitz der Erzählerin“, so Edo Reents), durch den sich undeutliche bis mehrdeutige Figuren- und Beziehungskonstellationen offenbaren. „Gegend“ überzeugt gerade durch diese Spannung von Andeutung ohne Auflösung – eine derzeit untypische Erzählweise, die auch bei Rezensenten auf viel Lob stieß.