Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Dirk Engelhardt
Stand: 15.02.2016
Norbert Niemann gehört zu der mittlerweile selten gewordenen Spezies Autoren, die gesellschaftspolitisch Stellung beziehen. Die „Dialektik der Aufklärung“ von Adorno/Horkheimer hält er im Kern nach wie vor für aktuell. Spätere Analysen – zum Beispiel diejenigen Baudrillards oder Luhmanns – ergänzen sie seiner Meinung nach lediglich, ohne die Kritische Theorie jedoch überflüssig zu machen. Auf dieser theoretischen Grundlage fußt Niemanns eigene umfassende Gesellschafts- und Medienkritik. Vor drastischen Zustandsbeschreibungen wie „Menschenzoo“ und „Vollverblödung“ schreckt der Autor ebenso wenig zurück wie vor dem Einfordern eines kritischen Auftrags des Schriftstellers und einem metaphysischen des Kunstwerks in der Gegenwart. Niemann versteht dabei Literatur ganz im Sinne Adornos als Antithese zur medialen Omnipräsenz der Kulturindustrie („Abstürze – Zur Wortlosigkeit in der Bilderflut“, Vortrag für die 55. Bad Münstereifeler Literaturgespräche, 2003).
Folgerichtig beklagt Niemann, dass ambitionierte literarische Qualität in der Gegenwart kaum noch eine Rolle für die Wahrnehmung von Literatur spiele. Die Aussicht auf ökonomischen Erfolg sei zum ersten Kriterium auf dem Buchmarkt geworden und somit sei Literatur kaum noch in der Lage, die Rolle eines gesellschaftlichen Leitmediums einzunehmen. Gegen diesen Zustand aber könne ...