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Nation: | Schweiz |
von Malcolm Pender
Stand: 01.06.2005
Schon seine erste Buchveröffentlichung, „Schweizer Geschichte für Ketzer“ (1971), zeugt von Otto Marchis Bereitschaft, sich in seinem Werk mit den Leitsätzen auseinander zu setzen, die das gesellschaftliche Leben gegen Ende des 20. Jahrhunderts in der Schweiz bestimmen. Eine Vorform des Buches war schon 1969 als Zeitungsserie erschienen. Dass der erweiterte Text zwei Jahre später, im gleichen Jahr wie Max Frischs „Wilhelm Tell für die Schule“, erschien, war zwar Zufall, doch gehört Marchi der Schriftstellergeneration in der Schweiz an, die von Frischs Ehrlichkeit und Zivilcourage beeinflusst worden ist und für die Frisch, laut Hermann Burger (auch 1942 geboren), eine „Vater-Figur“ ist. Dieselbe Generation ist auch von den Ereignissen des Jahres 1968 geprägt worden, die für den promovierten Historiker Marchi ebenfalls einen Anstoß zur Kritik am bestehenden Gesellschaftssystem gaben.
„Schweizer Geschichte“, eine kritische Untersuchung über die zum Teil bewusst in Umlauf gesetzten Mythen von der Entstehung der Schweiz, stellt den Versuch dar, auf nationaler Ebene eine ähnliche Loslösung von der entkräftenden Macht der Vergangenheit zu erreichen, wie sie der Held des späteren Romans „Sehschule“ (1983) auf persönlicher Ebene in ...