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Nation: | Deutschland |
von Manfred Behn
Stand: 01.10.2011
Ungeduldig gegenüber jeder Form von sozialistischer Selbstgerechtigkeit, deprimiert von der immer noch sich erneuernden Intoleranz gegenüber dem Andersdenkenden in der sozialistischen Gesellschaft, so hat Martin Stade in seiner autobiografischen Erzählung „Exmatrikulation 68“ (abgedruckt in „Geschichten aus der DDR“. Hg. von Hans-Jürgen Schmitt. Hamburg 1979) den Berufskollegen Paul Gratzik beschrieben. Die Relegierung vom Literaturinstitut „Johannes R. Becher“ in Leipzig traf einen jungen Schriftsteller, der immer weniger bereit war, sich institutionalisierten Anpassungszwängen zu unterwerfen; mit den Worten Stades: „Mir gegenüber saß Paul, ein Nachwuchsdramatiker, (…) immer fröhlich sonst, jetzt aber ein wenig betrübt wegen der Entwicklung, die unser studentisches Dasein genommen hatte. Er saß da, als wäre er Darsteller in einem seiner Schauspiele, und ich dachte, daß er gleich aufspringen würde, mit Vehemenz und großartiger Gebärde (…). Ich entsann mich, wie er den Brief [seines Betriebes – M.B.] las, mit Verachtung im Gesicht, wie er ihn in kleine Fetzen riß, noch immer voller Wut (…). ‚Verstehst du‘, schrie er mich an, ‚da sind drei oder vier Leute‘. Von denen kommt er. Während ich studiere, wollen sie mir in jedem ...