Paul Wührs Werk ist trotz seiner Auffächerung in Hörspiele – ab 1971 O(riginal)-Ton-Hörspiele –, Poeme und kurze Gedichte als ein großes „Gedicht-Exerzitium“ zu verstehen, das mit erstaunlich homogenen literarischen Verfahrensformen und großer Ökonomie in den vorgestellten Bedeutungsräumen den Leser anleitet, innerhalb einer abgegrenzten experimentellen Spielsituation konventionelle Realitätsvorstellungen umzudrehen und sich in offene Systeme einzuspielen. Da der Sprung in die hermetische Spielsituation nicht leicht ist, seien vorweg drei Zugangsvoraussetzungen genannt.
1.Wührs Texte sind raffiniert verschriftete mündliche Texte oder Texte, die in schriftlicher Fixierung zur Mündlichkeit tendieren. Symptomatisch dafür ist die weitgehende Auflösung der Syntax der geschriebenen Sprache: Die Bindewörter werden gestrichen oder mit Hilfe von Vertauschungen und Anleihen bei der Umgangssprache bzw. dem Dialekt ihrer normalen Bedeutungen und Funktionen enthoben, sie sind nicht mehr Mittel für die raum-zeitliche und logische Verknüpfung, sondern dienen als rhythmische Impulse; die Interpunktion fällt in den lyrischen Texten ganz weg und wird durch typografische Marken (Wortabstände, Zeilenbruch, Linien) nur teilweise ersetzt; die Bildung syntaktischer Einheiten ist nicht mehr eindeutig festgelegt, oft ist ein syntaktisches Element zugleich nach rückwärts wie nach vorwärts beziehbar (a1...