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Nation: | Deutschland |
von Nadine J. Schmidt
Stand: 15.09.2016
Paulus Böhmer gehört einer Gruppe von deutschsprachigen Gegenwartslyrikern an, die sich in eine von amerikanischen Dichtern (Walt Whitman, Ezra Pound, Allan Ginsberg) beeinflusste Tradition des Langgedichts einschreiben und diesem Medium seit den 1960/70er Jahren neue, richtungsweisende Impulse verliehen haben. Der Schriftsteller, der seine zahlreichen Großgedichte sowohl in kleineren als auch in größeren Verlagen veröffentlicht hat und in der Literaturkritik weithin als ein „Außenseiter“ der deutschsprachigen Lyrik der Gegenwart wahrgenommen wird, gilt als der wohl „konsequenteste und eigenwilligste Vertreter“ (Jan Röhnert) des langen Gedichts im deutschen Sprachraum. Das Böhmerʼsche Werk setzt sich fast ausschließlich aus experimentellen, rhythmisch-epischen Langgedichten zusammen, die gängigen Gattungskonventionen vehement entgegentreten und entweder in äußerst umfangreichen (v.a. das mehrbändige „Kaddish“-Hauptwerk) oder in schmaleren (Ko-)Produktionsbändchen (u.a. „Pelzblumen unter den Deckeln der Marmeladegläser“, 1965) erschienen sind. Seine Langgedichte gehorchen allesamt hochkomplexen, musikalischen Struktureinheiten, die das lyrische Grundelement der Verszeile zu einer „flussartig pulsierenden Rhythmuskurve“ (Röhnert) erweitern – was sich, ähnlich wie bei Arno Holz, grafisch fast durchgängig in der Druckform der Mittelachse widerspiegelt, die von ihrer fließenden, beständig an- und wieder abschwellenden ...