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Nation: | Schweiz |
von Tanja van Hoorn
Stand: 01.10.2010
Peter Stamm, der mit seinem Debütroman „Agnes“ (1998) zum Shootingstar der Schweizer Literaturszene avancierte, ist nicht nur – wenngleich vor allem – ein Autor von streng-schöner Prosa; vielmehr verfügt er über eine breite Palette schriftstellerischer Formen. So publizierte er im Schweizer Satiremagazin „Nebelspalter“ Groschenroman-Persiflagen in der klassischen Form des Fortsetzungsromans („Herbert“, „Schwester Erna“; 1994, überarbeitet 2002) und versammelte 1995 in einem schmalen satirischen Bändchen „Alles über den Mann“. Einen ganz anderen Ton schlägt der ebenso kunstvolle wie bewegende Foto- und Textband „Gotthard. Die steinerne Seele der Schweiz“ (1997) an: Hier nähert sich Stamm dem von Touristen untertunnelten Gotthardgebiet mit der geduldigen Empathie, die es braucht, um die Schönheit dieser wilden Landschaft und die Charakteristik und Verschiedenheit ihrer Bewohner aufnehmen und sichtbar machen zu können. Das im „Gotthard“-Buch aufleuchtende Interesse an besonderen, sei es verschrobenen, sei es liebenswerten Menschen und ihren Träumen vom Glück ist auch das zentrale Movens für Stamms Prosa.
In „Agnes“ zeichnet Stamm in 36 kurzen Kapiteln aus der Perspektive eines aus der Schweiz stammenden und sich zu Recherchezwecken in Chicago aufhaltenden männlichen Ich-Erzählers das Porträt der Titelheldin, der jungen Physikdoktorandin ...