Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Michael Töteberg
Stand: 15.05.2016
Lust an der Provokation und der Zertrümmerung von Moral-Werten und heimatlicher Idylle, aggressive Gesellschaftskritik, die sich manchmal in Verbalradikalismus und Revolutionsrhetorik erschöpft, sowie Selbstdarstellung, die Medienpublizität einkalkuliert: dies sind Stichworte, die Peter Turrinis Position in der Gegenwartsliteratur umreißen. Hinter dem Image des Bürgerschrecks erkannte die Kritik frühzeitig barocken Weltekel und eine bildhafte, dialektgespeiste Sprachkraft, hinter der ausgebreiteten Vulgarität den sensiblen Künstler. Die zornigen Verbalinjurien Turrinis stehen durchaus in österreichischer Tradition, und trotz demonstrativ vorgetragener Literaturfeindlichkeit begnügt sich der Autor nicht mit Abbild-Realismus, sondern sucht die Verbindung mit experimentellen Schreibformen.
Turrini wurde 1971 schlagartig als Theaterautor bekannt, in drei Jahren erreichte er sechs Uraufführungen, und die Stücke wurden sofort im In- und Ausland nachgespielt. Mit einer langen Tirade („Brief an den Verlag“, in: „Turrini Lesebuch“, 1978) stellte er sein erstes Theaterstück „Rozznjogd“ (1971) vor: „Es geht zu Ende!!!! Zu Ende mit den Worten der schönen Kunst, der erwählten Literatur, diesem Dreck auf dem schmackhaften Butterbrot einer verlorenen Sensibilität. Zu Ende mit den Worten der Werbung, diesen Büroklammern der Sprache, die als Nägel von den Fingern des Wohlstandes gerissen werden: Aauuuaaaa schreit Elisabeth ...