Geburtstag: | |
Nation: | Schweiz |
von Julia Vorrath und Axel Ruckaberle
Stand: 15.05.2018
„Das war ja gar nichts“ – so lautete der erste Kommentar eines Jury-Mitglieds, nachdem Petra Morsbach beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 1995 Auszüge ihres Debütromans „Plötzlich ist es Abend“ (1995) vorgelesen hatte. Die Debatte endete mit der Frage „Worüber reden wir hier überhaupt?“ Zwischen dem ersten Kommentar und der abschließenden Frage wurde Petra Morsbach polemisch kritisiert und ihr unter anderem die unzureichende Überarbeitung des Textes vorgeworfen. Schließlich entschuldigte sich sogar der Kritiker, der sie eingeladen hatte: Er habe nur Teile des Manuskripts gekannt, und die seien ihm ganz interessant vorgekommen.
Vielleicht liegt die Ursache dieser inadäquaten Debatte generell in der Konzeption des jährlichen Klagenfurter Wettlesens: Ein Roman von über 650 Seiten, der sich viel Zeit mit der Entwicklung seines Personals lässt, kann in der Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit wohl nicht angemessen vorgestellt werden. Nicht zu unterschätzen ist außerdem, dass im Umfeld einer Literaturentwicklung in Deutschland, die gerade Ende der 1990er Jahre vom Diskurs um (sehr) junge Autoren und Autorinnen dominiert wurde, nicht nur Morsbachs umfangreiche Romane und die von ihr gewählten Themen anachronistisch wirkten, sondern auch ihre Person selbst: Sie ...