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Nation: | Deutschland |
von Erk Grimm
Rainer Schedlinski gehört zu den theorieorientierten Autoren der achtziger Jahre, die das Gedicht und den Essay als strukturanalytisch-poetische Formen entwickelten. Allein im Kurz-Text scheinen ihnen gedankliche Schärfe und artikulatorische Dichte gewährleistet. Denn en miniature läßt sich in beiden Genres kontrolliert darstellen, wie subtile Abweichungen im Regelmechanismus von Logik und Grammatik funktionieren, ohne einer systematischen Denkordnung oder einer zielgerichteten Geschichte zu erliegen. Gedicht und Essay sind abgesteckte Versuchsfelder, in denen sich poetisch und polemisch denken läßt. Ausgehend von kleinsten propositionalen Einheiten werden allgemeine Feststellungen über die Dingwelt befragt. Auf diese Weise treten statt Sinn und Zweck einer Aussage deren Mittel hervor. Die kommunikative Teleologie zerbricht, denn der Zeigegestus stört die Sinnvermittlung. Mithin macht sich in Schedlinskis Werk eine Abkehr von einer Repräsentationsästhetik bemerkbar. Während der siebziger Jahre herrschte sie in der Lyrik einer ,Neuen Subjektivität‘ versus einer ,Arbeitenden Subjektivität‘, im (photo-)dokumentaristischen versus ideorealistischen Gedicht in West und Ost. Der Schwund an bildhafter Realität und die Akzentuierung des Zeichenhaften von Wörtern beruht bei Schedlinski – anders als etwa bei Thomas Kling – nicht auf der Verarbeitung der Anflut seduktiver Medienreize in der ...