Geburtstag: | |
Nation: | Österreich |
von Thomas Kraft und Enno Stahl
Stand: 01.03.2007
Um die Person Raoul Schrott rankten sich schon kurz nach seinem Eintritt in das literarische Leben die Legenden. Sein Name, hieß es, sei ein geniales Pseudonym in Verehrung Raoul Hausmanns. Die kolportierte Geschichte seiner Geburt auf einer Schiffsreise nach Brasilien und seinen Wohnsitz im ehemaligen Haus des Surrealisten Max Ernst stellte man in denselben Kontext; man beschrieb ihn wahlweise als Dada-Spezialisten oder Skilehrer, sah ihn im Ornat der Dekadenz oder als Anhänger eines strikten Realismus, und von seiner Gelehrsamkeit war sogar zu lesen, dass sie in der Nachfolge Arno Schmidts nach einem elitären Solipsismus strebe. Diese Etikettierungen gelten einem Autor, der es eigentlich vorzieht, hinter seinen Texten zurückzutreten, und der dem Literaturbetrieb distanziert gegenübersteht. Angesichts eines Autors, der fließend Okzitanisch spricht und das Gälische des 8.Jahrhunderts beherrscht, der wie wenige Autoren ein kosmopolitisches Leben führt und sich derart intensiv mit den Grundlagen und Ausformungen der Poesie, mit den kleinen und an den Rand gedrängten Sprachen befasst hat, dass er sich mit Anfang 30 bereits habilitieren konnte, darf man derartige Klischees als Ausdruck einer gewissen Hilflosigkeit deuten.
Auf ...