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Nation: | Deutschland |
von Dieter Stolz (E) und Michael Bielefeld (B)
Stand: 01.01.2006
„Die Grenzen von Literatur, Literaturwissenschaft und Literaturkritik wurden in Deutschland allzu künstlich errichtet und aufrechterhalten. Es ist an der Zeit, sie zu öffnen.“ Mit diesen Worten leitete Walter Höllerer, selbst Autor, Kritiker und Philologe, Reinhard Baumgarts Studie „Das Ironische und die Ironie in den Werken Thomas Manns“ ein. Es handelte sich dabei um Baumgarts Dissertation aus dem Jahr 1953, die 1964 in gekürzter und stilistisch überarbeiteter Form in der Schriftenreihe „Literatur als Kunst“ im Hanser Verlag erschien. Für diese Arbeit, so Höllerer weiter, sei es von großem Vorteil, „daß der Verfasser von der Kunst des Schreibens mehr als nur theoretische Kenntnisse aufweist“, also nicht nur die historischen und poetologischen, sondern zugleich „die handwerklichen Voraussetzungen und Schwierigkeiten kennt“. Ein wegweisendes Statement, denn Reinhard Baumgart, Lektor, Essayist und Schriftsteller, kann nach wie vor als Paradebeispiel für alle ambitionierten Grenzgänger im literarischen Feld verstanden werden, immer auf der Suche nach dem Nadelöhr zwischen simplifizierenden Dualismus-Modellen, jederzeit im Bewusstsein um zeitgemäße Möglichkeiten und Chancen des traditionsreichen „Vorgangs Literatur“.
Auch Jahrzehnte später hat sich an dieser Einschätzung nichts geändert; ein ...