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Nation: | Deutschland |
von Erk (E/B) Grimm, Arne de (E Winde und B)
Stand: 15.02.2015
Im Schatten der international renommierten DDR-Autoren, die im Westen seit den 1960er Jahren das Bild vom ostdeutschen Literaturschaffen geprägt hatten, war nach 1980 eine „unveröffentlichte“, experimentierfreudige Prosa jüngerer Schriftsteller entstanden, die erst nach dem Ende des sozialistischen Staats Beachtung fand. Zu den unbeachtet gebliebenen Arbeiten dieser Zeit gehört das Erzählwerk Reinhard Jirgls. Seine vielschichtig komponierten Romane schildern die bizarren Träume und alltäglichen Zwangsvorstellungen von verschrobenen Individuen in einem dämonisch-irrealen Berlin. Die Figuren sind ebenso ihren Trieben wie ihren Todeswünschen ausgeliefert; dumpf, fast besinnungslos geben sie sich irgendeiner mechanischen Verrichtung in Kellern und Fabriken oder einem viehischen Verlangen nach dem anderen Geschlecht hin. Jirgls Texte befassen sich dabei zwar mit der ostdeutschen Geschichte, sie zeigen aber keineswegs historische Veränderungen, sondern wiederkehrende anthropologische Konstellationen, die das (Un)Wesen des Menschen dekuvrieren. Keine mythisch ferne Vergangenheit, sondern die endlose Warterei eines sinnentleerten DDR-Alltags steht im Zentrum der Romane; in einer musealen Industriekultur gehen völlig vereinsamte Personen in den Mechanismen des Alltags auf, ohne dem „Anderen“, d.i. Staat, Masse, Stadt, Krieg, Ehe noch Paroli bieten zu können.
Mit jungen ...