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Nation: | Deutschland |
von Rüdiger Wischenbart
Stand: 01.03.1997
„Unter der Voraussetzung, daß mir im Moment gar nichts einfiel, was ich besser fand als Schreiben, schrieb ich, aber nur dann, also selten und dazu noch langsam.“ Weiter: „(…) von schreiender Unversöhnlichkeit empfand ich die Feindschaft zwischen dem Gegenstand und der Möglichkeit seiner Artikulation, zwischen Leiden und der Darstellung des Leidens, die doch diszipliniertes Verharren am Schreibtisch, sogar eine gewisse Heiterkeit: jedenfalls die Möglichkeit voraussetzte, eingreifendes Handeln zumindest aufzuschieben.“
Die beiden Aussagen sind in Reinhard Lettaus Aufsatz „Vom Schreiben über Vorgänge in direkter Nähe oder in der Entfernung von Schreibtischen“ (1979 entstanden) eingeflochten. Als herausgelöste Zitate scheinen sie zuerst unzähligen Leitlinien und Rechtfertigungen ähnlich, wie sie die meisten Autoren seit der Infragestellung der Literatur in den späten sechziger Jahren verfaßt haben. Diese Selbstdarstellungen pendeln oft zwischen den Polen „ich kann nicht (mehr) schreiben, also schreibe ich“, „ich schreibe, also kann ich schreiben“ sowie „ich weiß, was ich schreiben sollte, also schreibe ich“. Die Möglichkeit der konsequenten Negation, das ,Nicht-Schreiben‘ gerinnt dabei höchstens zur Metapher und zum Stoff weiteren Schreibens, bleibt also Geplänkel mit eingeübten Rechtfertigungsstrategien. Theoretische Richtlinien ...