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Nation: | Deutschland |
von Thomas Reschke
Stand: 01.08.1983
Renate Rasp debütierte 1967 mit einer Erzählung in der von Dieter Wellershoff herausgegebenen Auftragsanthologie „Wochenende“: als einzige der sechs Autoren hat sie sich einen Namen gemacht, und zwar mit einem in der Literaturszene seltenen Aplomb. Im Herbst 1967 verstörte sie Kritik und Kollegen auf der letzten Tagung der Gruppe 47 durch den Vortrag äußerst indezenter, um nicht zu sagen rotzfrecher Gedichte. Dem mageren Bücherherbst lieferte sie eine kleine Sensation mit der allgemein als „bösartig“ gelobten Erziehungssatire „Ein ungeratener Sohn“, in der der Versuch protokolliert wird, einen Knaben in einen Baum zu verwandeln. Auf der Frankfurter Buchmesse 1968 verschmähte die Autorin nicht den Publicity-Gag einer Lesung mit bloßem Busen. Renate Rasp hatte schnell ihr Image. Literaturkritik und Boulevardpresse galt sie fortan als „literarische femme fatale“. Als „Amazone mit dem bösen Blick“ stellte man sie neben Gisela Elsner und Gabriele Wohmann. Der Skandal schien gewollt und blieb an ihr haften, auch wenn er sich zunehmend zur Reminiszenz verflüchtigte; die Beteuerung in dem fingierten „Leitfaden zur praktischen Ausübung“ der Prostitution („Chinchilla“), „daß hier nichts geschrieben wurde, was nicht mehrfach ...