Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Ulrich Fischer
Stand: 01.06.2011
„Während ich an einem Stück schreibe, denke ich schon an das nächste und noch ein drittes. Dadurch entstehen Blöcke, die für mich wie ein zusammenhängender Arbeitsprozess erscheinen (…) Ich habe bisher an die siebenundzwanzig Stücke geschrieben, aber gedanklich sind die in sechs oder sieben kreativen Blöcken entstanden“, erklärte Roland Schimmelpfennig in einem Interview (in: „Theater heute“, Jahresheft 2010), nachdem sein Schauspiel „Der goldene Drache“ 2010 in einer Kritikerumfrage zum „Stück des Jahres“ gewählt wurde. Dieser Hinweis ermöglicht eine umfassende Analyse von Schimmelpfennigs Werk, auch wenn nur wenige ausgewählte Stücke betrachtet werden – die anderen sind nach vergleichbaren Prinzipien konstruiert. Das Schauspiel, das die wichtigsten Bausteine miteinander verbindet, ist „Der goldene Drache“ (2010).
„Der goldene Drache“ ist der Name eines „Thai-China-Vietnam-Schnellrestaurants“ (1. Szene), gleichzeitig aber auch der vielversprechende Titel eines exotischen Märchens. Eine dritte Deutungsmöglichkeit erschließt sich am Ende, mit dem „goldenen Drachen“ ist Deutschland im Zeitalter der Globalisierung gemeint.
Mit seinem Gold lockt der Drache Beute an, die das mythologische Untier prompt verschlingt. Im Spannungsfeld dieser Mehrdeutigkeit entfaltet Schimmelpfennig eine einerseits einfache, andererseits hochkomplexe, vielschichtige Fabel: In der „winzigen Küche“ (1. Szene) des Schnellrestaurants ...