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Nation: | Deutschland |
von Otto F. Riewoldt
Stand: 15.02.2020
In der zweiten Hälfte der sechziger Jahre kam es auch in der westdeutschen Literatur zu einem Umbruch. Die Protestbewegung mit ihrer Absage an die herkömmlichen Formen und Inhalte politischen Engagements hatte eine Entsprechung in einer Art Generations- und Themenwechsel in der Literatur. Wirklichkeitsbereiche wurden neu entdeckt, die von der hergebrachten Erzählhaltung und der traditionellen Lyrik (bis auf Ausnahmen) ausgespart blieben. Junge Autoren ließen ungehemmt Außenwelt in ihre Texte, ungehemmt subjektiv war ihr Reflex auf die Reize der Trivial- und Konsummythen. Brinkmann war neben Wolf Wondratschek, Peter O. Chotjewitz, Uwe Brandner u.a. die auffälligste Erscheinung innerhalb dieses Umbruchs. Weit mehr als bei den anderen genannten Autoren war für Brinkmann die Neubestimmung zugleich Adaption literarischer Muster, die ihm die amerikanische Pop- und Undergroundliteratur lieferte. Er vermittelte westdeutschen Lesern erstmals umfassend diese damals ‚neue amerikanische Szene‘, übersetzte, gab Anthologien heraus. Dermaßen zum radikalen Verfechter jener ‚neuen Sensibilität‘ geworden, die aus der Symbiose von innerer und politischer Befreiung, neuen Lebens- und Protestformen, befreiter Sexualität, Drogenkultur und Rockmusik bestehen sollte, musste Brinkmann mit dem Niedergang der ‚Szene‘, ihren zerschlagenen Illusionen, selbst ...