Geburtstag: | |
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Nation: | Deutschland |
von Peter Bekes
Stand: 01.02.2010
Rolf Hochhuth ist einer der erfolgreichsten Dramatiker der deutschen Gegenwartsliteratur, aber er wird von einem Großteil der deutschen Literatur- und Theaterkritik nicht besonders geschätzt. Viele seiner Stücke fanden eine beachtliche Resonanz in der Öffentlichkeit, provozierten und forderten zu heftigen Stellungnahmen heraus, lösten leidenschaftliche Debatten aus, veränderten die politische Landschaft, doch ästhetische Dignität wollte man ihnen nicht bescheinigen. Die „durchschlagende Wirkungslosigkeit der Klassiker“, die in ihrer Zeitlosigkeit und ihrem Kunstsinn nach wie vor von der institutionalisierten Germanistik und Literaturkritik gepflegt werden, besitzt ihren krassen Widerpart in der umfassenden Wirkung vieler seiner politischen Zeitstücke, die von der Theaterkritik – gerade wegen ihrer aktuellen Bezüge – als oberflächlich und tendenziös abqualifiziert wurden. Fast alle Werke, die Hochhuth publizierte, spalteten die Literatur- und Theaterkritik: Die moralisierende Auseinandersetzung mit Politik und Gesellschaft in der Literatur und auf der Bühne müsse, so die Apologeten des Autors, um der Schlagkraft und politischen Wirkung willen eine gewisse Plattheit der ästhetischen Verfahren und theatralischen Mittel in Kauf nehmen, politisches Theater verlange Direktheit, Aktualität und eine provokatorische Haltung; die Illustration des Anstößigen und die Entlarvung von skandalösen Mechanismen ...