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Nation: | Schweiz |
von Gunhild (E/B) Kübler, Axel (E Ruckaberle und B)
Stand: 15.02.2015
„Freiräume sind Spielräume, sie sind auf Naivität angewiesen. Aber Freiräume sind auch nicht Räume im Freien. Sie setzen voraus, daß es andere Räume gibt, besetzte Räume, Zwangsräume, und das sind die meisten. In diesen Zwangsräumen sind die Freiräume selber gefangen“, meinte der Schweizer Autor Rolf Niederhauser 1984 in einem Referat (abgedruckt in: „Alles Gute“, 1987), hielt aber dennoch Adornos Diktum „Es gibt kein richtiges Leben im falschen“ die vorsichtig bejahte Frage entgegen, „ob es nicht wenigstens ein richtigeres Leben gebe im falschen“.
Niederhauser gehört zu einer Generation, die zu spät kam für den Aufbruch der Studentenrevolte, nach deren Scheitern jedoch nicht weniger radikal die Suche nach praktikablen Lebensalternativen im Kleinen betrieb. Der Impuls, in Freiräumen ein anderes Leben zu gestalten und so die als festgefügt erlebte Gesellschaft der Schweiz wenigstens punktuell zu verändern, ließ Niederhauser als Schriftsteller produktiv werden. Reich an authentischem Material und aufrichtig in dessen Bewertung, sind Niederhausers Bücher beispielhafte Dokumente für den auch in der Schweiz von der Reduktion utopischer Erwartungen geprägten Stimmungswandel nach 1968.
Niederhausers erstem Prosatext „Mann im Überkleid“ (1976) ...