Geburtstag: | |
Todestag: | |
Nation: | Deutschland |
von Hans Christian Kosler, Harald Kern und Michael Töteberg
Stand: 15.05.2023
Für viele der Buchveröffentlichungen Ror Wolfs wurde keine Einzelwerbung betrieben; sie erschienen relativ unauffällig innerhalb einer Taschenbuchreihe. Das mag ein Grund dafür sein, dass diesem Autor eine Publizität, die seiner Bedeutung innerhalb der deutschen Gegenwartsliteratur gerecht werden würde, lange versagt geblieben ist. Größer als seine Auflagenziffern vermuten lassen ist der Einfluss, den er auf die zeitgenössische Literatur ausübt. „‚Pilzer und Pelzer‘“, schrieb Gert F. Jonke, „ist für mich eines der folgenreichsten Bücher gewesen vor ein paar Jahren, das Lesen dieses Buches hat meine Empfindungsfähigkeit gesteigert und bis heute merkliche Spuren in mir hinterlassen, was die Kraft der Assoziationsfähigkeitsvergrößerung betrifft.“ Zu den ersten Arbeiten Wolfs, die um 1960 im „Diskus“ und in Gedichtanthologien veröffentlicht wurden, gehören die später unter dem Titel „mein famili“ zusammengefassten Moritaten. Sie weisen auf ein Verfahren hin, das auch für die folgenden Texte Wolfs bestimmend wurde: Der Text hält sich im Alltäglichen, Selbstverständlichen auf, um es plötzlich ins Groteske – wo Komik und Grauen aufs engste benachbart sind – zu verzerren, um in die genüsslich ausgebreitete Idylle das ...