Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Thomas Möbius
Stand: 15.02.2020
Saša Stanišićs Texte sind autobiografisch gefärbt und erhalten mit seinem Geburtsort Višegrad einen oft erwähnten geografischen Bezugspunkt. Die Genre-Bezeichnung „Migrantenliteratur“ mag daher für eine erste Klassifizierung tauglich sein, wenn man unter diesem Begriff solche Texte versteht, die „die andere kulturelle Erfahrung der Autoren in ihrem Herkunftsland, ihre Identitätssuche und die Auseinandersetzung mit der Situation als Fremder (…) sowie ihre individuellen und sozialpolitischen Probleme und Erfahrungen“ (so Irmgard Ackermann im Artikel „Migrantenliteratur“ im „Metzler Lexikon Literatur“, 2007) widerspiegeln. Thematisch geht es in seinen Texten um die Frage, wie Erinnerung „konstruiert“ wird und welche Bedeutung Geschichte bzw. Herkunft für die individuelle Identität haben.
In seinem Debütroman „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (2006) wählt Stanišić die autodiegetische Perspektive des Jungen Aleksandar Krsmanović (Saša ist die Kurzform von Aleksandar) und erzählt, wie der Jugoslawien-Krieg im Jahre 1992 das überwiegend friedliche Zusammenleben von Serben, Bosniaken und Kroaten zerstört. Stanišić entwickelt aus diesen Erinnerungen das Bild einer Kindheit in dem multiethnischen Ort Višegrad, bis der Angriff der serbischen Truppen die nicht-serbischen Dorfbewohner zur Flucht zwingt. Aleksandar, der wie der Autor aus einer serbisch-bosniakischen Familie stammt, flieht zunächst nach ...