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Nation: | Deutschland |
von Gerrit-Jan Berendse
Als Sascha Anderson vier Wochen nach seiner Antragstellung am 15.August 1986 die Ausreise nach Westberlin antrat, stürzte ein Heer neugieriger Journalisten über ihn her. Der kurz vorher in den bundesrepublikanischen Feuilletons als „angry young man“ der Hinterhöfe des Prenzlauer Bergs bezeichnete „Neutöner“ (Volker Braun) wurde mit der Frage konfrontiert, wie er es nach der Umsiedlung mit dem von ihm so vehement mitvertretenen Kunstkonzept halte (Wittstock). Der kulturpolitische Druck, dem er und seine Generationsgenossen in der DDR ausgesetzt waren, müsse ihn doch zermürbt haben. – Vor dem Hintergrund des fünf Jahre später gemutmaßten Verdachts auf eine langjährige Spitzeltätigkeit für den Staatssicherheitsdienst der DDR sicher eine prophetische Einsicht, die von Anderson jedoch mit dem oft wiederholten Satz „wir sind keine Aussteiger, weil wir nie (in die ‚Institution DDR‘) eingestiegen sind“, gekontert wurde.
In den zahlreichen Interviews, die darauf folgten, hob Anderson hervor, daß der Grund, weshalb er den Prenzlauer Berg vorerst gegen Wilmersdorf eingetauscht habe, nicht politischer, sondern persönlicher Art sei: Ihm fehlten die vielen, teilweise schon Anfang der achtziger Jahre in den westlichen Stadtteil übergesiedelten damaligen Künstlerfreunde. Dieses nur scheinbar private Faktum ...