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Nation: | Deutschland |
von Sven Robert Arnold und Sarah Fortmann-Hijazi
Stand: 15.09.2020
Sherko Fatahs zentrales literarisches Kompositionsprinzip manifestiert sich in der Auseinandersetzung mit Fremdwahrnehmungsmustern und dem Ausloten zwischen Nähe und Distanz. Von sich sagt er: „Ich versuche, Distanz zu schaffen zwischen mir und dieser Herkunft und diese Distanz literarisch fruchtbar zu machen.“ Mit seinem deutsch-irakisch-kurdischen Hintergrund nimmt Fatah zwischen Deutschland und dem Irak eine Position ein, aus der er einen teilnehmenden und doch distanzierten Blick gewinnt, der seine Poetik der Fremdheit leitmotivisch durchzieht – fernab einer romantisierenden oder verklärenden folkloristischen Sichtweise.
Ausgangspunkt seines zweifach ausgezeichneten Debütromans „Im Grenzland“ (2001) ist das im Nordirak gelegene Dreiländereck von Irak, Iran und Türkei, das vorwiegend von Kurden bewohnt wird. Der Roman spielt während des im August 1990 verhängten „internationalen Embargos“, also in der Zeit nach dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait. Im Zentrum des Geschehens stehen der nicht namentlich genannte Schmuggler, der sich durch das verminte nordirakische Gebiet schlägt. Die aus heterodiegetischer Sicht geschilderten Grenzlandmärsche sind eng an die Wahrnehmung des Schmugglers geknüpft. Kindheitserinnerungen des Protagonisten sowie Geschichten von Krieg, Drangsalierungen und Korruption, die aus der Perspektive der Nebenfiguren geschildet werden, unterbrechen ...