Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Heinz Puknus
Obwohl sie weit früher zu schreiben begonnen hatte, trat Sigrid Brunk erst anfangs der siebziger Jahre nennenswert als Autorin hervor. Der Zeitpunkt dieses verzögerten Debüts erscheint nicht zufällig: Die Brunkschen Produktionen sind einem konzessionslosen Realismus der Alltags- und Arbeitswelt zuzurechnen, dem das Klima im bundesdeutschen Literaturbetrieb lange nicht günstig war. Es hatte erheblicher Veränderungen nicht nur der literarischen ‚Szene' bedurft, dergleichen wieder als künstlerisch legitim und respektabel durchzusetzen. Ohne die zuvor erfolgte Aufwertung realistischer Methoden, die „Rehabilitation“ von Gesellschafts- und Sozialkritik, die stoffliche Terrainerweiterung zum täglich gelebten Leben der sogenannten Durchschnittsbürger oder übersehener ‚Randexistenzen' hin ist die relativ bereitwillige Aufnahme der Romane Sigrid Brunks beim größten Teil der Kritik (das Publikum folgte eher zögernd) kaum denkbar – möglich auch, daß diese Bücher, so wie sie nun vorlagen, überhaupt nie geschrieben worden wären. Wenn die Autorin heute, rund zehn Jahre nach jenem Beginn, in dem, was literarische Öffentlichkeit heißt, nicht eben den Platz einnimmt, der ihr zukommt, wäre zu fragen, ob dafür nicht wiederum ‚klimatische' Faktoren – diesmal im umgekehrten Sinne: dem der neuerlichen ‚Entsozialisierung', Entrealisierung der Literatur – verantwortlich sind. Wie wenig aber ...