Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Gunther Nickel
Stand: 11.09.2013
Die deutsche Lyrik wird gern in zwei Traditionslinien unterteilt: jene – vor allem mit dem Namen Hölderlin verbundene – des hohen Hymnen- und Odentons und jene, die sich an die „Volkspoesie“ anlehnt; sie hatte im 18. Jahrhundert mit Gottfried August Bürger und im 19. Jahrhundert mit Heinrich Heine ihre populärsten Exponenten. Der Lyriker Steffen Jacobs ist ohne Zweifel der zweiten Traditionslinie zuzurechnen. Er gehört zur Gruppe der Dichter, die ihr Publikum mal verspielt, mal parodistisch, mal lakonisch zu unterhalten trachten und deren Kritiker deshalb fast reflexartig den Vorwurf erheben, ihre Texte ermangelten sowohl der Tiefe als auch der Größe. Es bleibt allerdings fraglich, ob Maßstäbe, die bei Autoren aus der „pontifikalen Linie“ (Brecht) angemessen sind, dann angelegt werden sollten, wenn der Autor und sein Werk dieser gar nicht zuzurechnen sind. Und so fällt die ungenierte Selbsteinschätzung, die Jacobs dem von ihm erfundenen „Lyrikdoktor“ Jakob Stephan in den Mund legte, nicht nur freundlicher aus, sondern ist auch weiterführend hilfreich: „Zumindest durch die Vielfalt ihrer Formen und Anklänge“, heißt es in einer seiner „lyrischen Visiten“, „wissen die Gedichte von Steffen Jacobs für sich ...