Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Björn Vedder
Stand: 01.02.2012
Steffen Kopetzkys Debüt „Eine uneigentliche Reise. Handenzyklopädie der Grundprobleme Europas“ (1997) ist eine lose Reihe kleinerer Parodien auf den Zeitgeist der späten 1990er Jahre, denen allein die Bahnreisen des Erzählers und das Zusammentreffen mit Mädchen und jungen Frauen dabei einen äußeren Zusammenhang verleihen. Aus diesen Momenten des Reisens – die Reise selbst, die (zufällige) Begegnung und die Verwechslung – entwickeln sich einige Leitmotive für die folgenden Werke, vor allem für den Roman „Grand Tour oder Die Nacht der Großen Complication“ (2002), mit dem der Autor sich als Romancier etablierte. Dessen Kreuzfahrt im Schlafwagen zu den Metropolen Europas ist hier vorgebildet.
Die Parodie des Debüts richtet sich gegen die verschiedenen Spielarten eines Zeitgeistes, der, angeblich durch die Philosophie Jacques Derridas provoziert, den „Untergang Europas“ kommen sieht und darauf mit stiller Resignation oder der Suche nach einer neuen Verbindlichkeit, einem neuen Eigentlichen antwortet, etwa dem Körper. Erstere, „die offenbar keinen falschen Vorstellungen hingegebenen letzten Gewissen sind sanft in das Rieseln der Zivilisation geschmiegt, sprechen souverän und eindeutig über das, was abgeschlossen ist, was nicht mehr geht, was gerade zu Ende ging“. Anspielungen auf Botho ...