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Nation: | Deutschland |
von Špela Virant
Stand: 15.08.2014
Was wäre, wenn die Schauspieler mit nichts als ihrer Sprache auf der Bühne stünden? „Man wäre erschüttert, was für Verkümmerungen da hervorträten, was für eine Gedankenarmut sich längst breit gemacht hat, weil man das Gehör für die Musik der Sprache verloren hat!“ So denkt der erfahrene und renommierte Schauspieler Franz Prächtel, eine Figur aus Theresia Walsers Stück „Ein bisschen Ruhe vor dem Sturm“ über das moderne Theater. Zwar ist Prächtel kein Sprachrohr der Autorin, doch kreist seine Aussage um drei wichtige Aspekte ihrer Poetik, um das Theater, die Sprache und das Denken sowie um ihr Verhältnis zueinander und zur Wirklichkeit des individuellen Verhaltens und der zwischenmenschlichen Beziehungen.
Die Sprache der Theaterstücke von Theresia Walser ist poetisch und dramatisch zugleich, da sie mit Bedacht auf ihren Klang und ihre Bildlichkeit einerseits und auf ihre Wirksamkeit in konkreten dramatischen Situationen andererseits gestaltet ist. Die Bandbreite dieser Bühnensprache reicht von der Hochsprache der traditionellen Dramatik bis zur sprachrealistischen Vulgarität moderner Theatertexte. Diese Mischung, die von Rhythmisierung, Repetition, Ellipsen, Metaphern, Neologismen, unkonventionellen Vergleichen und Bildern geprägt ist, kann manchmal mit dezenten, sanften Übergängen, manchmal mit ...