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Nation: | Deutschland |
von Heide Hollmer
Stand: 01.03.2008
Mit seiner „Sehnsucht nach Gerechtigkeit“ und dem Bekenntnis „Ich bin ein Moralist“ (in Gesprächen mit Michael Neubauer und mit Gisela Hoyer und Ralph Gambihler) stellt sich Thomas Brussig bewusst in die Tradition der littérature engagée. Das leidenschaftliche Votum für Ethik und Poesie steht jedoch keineswegs für moralinsauer aufbereitete Lehrstücke. Ob Erzählprosa, Filmdrehbuch oder Bühnendrama: Brussigs pädagogischer Ernst speist sich stets aus vielschichtigen intertextuellen Referenzen und zugleich aus Humor und Komik, aus Satire, Ironie und Groteske.
Brussigs literarischer Erstling – 1991 unter dem Pseudonym Cordt Berneburger veröffentlicht – fand die erhoffte Aufmerksamkeit erst nachträglich im Sog der Bestseller „Helden wie wir“ und „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“. „Wasserfarben“, eine episodisch angelegte Bildungsgeschichte, in den Jahren vor der Wende entstanden und angeblich am 9. November 1989 beim Aufbau-Verlag eingereicht, orientiert sich in der Erzähltechnik vor allem an Jerome D. Salingers „Catcher in the rye“ (1951) und im Jargon an Ulrich Plenzdorfs „Die neuen Leiden des jungen W.“ (1973). Der Abiturientenroman des literarischen Autodidakten porträtiert die DDR der späten 1980er Jahre aus der Ich-Perspektive eines Schülers, der die EOS (Erweiterte Oberschule) abschließt.