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Nation: | Deutschland |
von Hermann Korte
Stand: 01.10.2009
„Thomas Kling: Poesie Gratwanderer, Poesie Lunatiker, mit dem Selbstauslöser Sprachbilderkataloge generierend, er selbst in kunstanarchischer Pose davor, nämlich als Magier einer ins nächste Jahrtausend weisenden Sprachverwirklichung.“ So porträtierte Friederike Mayröcker einen Lyriker, der sich, wie ihre Eloge (in: „Die Zeit“) fast überschwänglich demonstriert, in die vorderste Reihe deutschsprachiger Lyrik geschrieben hat: einen Autor, dessen Arbeitsmaterial die Sprache ist und zu dessen Selbstdarstellung Nonkonformismus und Provokation gehören.
Thomas Klings Werk ist das Paradigma eines literarischen Glücksfalls. Schon der erste Gedichtband, „Erprobung herzstärkender Mittel“ (1986), mit einer „Zuschreibung“ Mayröckers versehen, überrascht mit seiner Sprachperformance-Technik, die in ihrer sperrig-irritierenden, aber keineswegs willkürlich-beliebigen Art in Diktion und Verfahren das Kunststück fertig brachte, einen unverwechselbaren ‚Thomas-Kling-Vers‘ zu produzieren. Aus der Retrospektive betrachtet, liest sich das erste Gedichtbuch wie ein pointierter Einstieg in das gesamte bisherige Werk. Kling experimentiert mit lyrischen Texten, indem er die Orthografie verändert, phonetische Einheiten deformiert sowie Wörter und Gedichtzeilen zerhackt und zu assoziationsreichen neuen Elementen zusammenfügt.
Die Experimente mit dem Vers folgen keiner sprachtheoretischen Maxime, keiner ausgetüftelten Experimentierlogik. Der Buchtitel „Erprobung herzstärkender Mittel“ ist eine programmatische Metapher für ...