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Nation: | Deutschland |
von Anna Echterhölter
Stand: 01.02.2012
„Fressen“, „Freaks“, „Fratzen“ – eine Begegnung mit „Passanten“ oder „Personen“ klänge für Tim Staffel wohl zu kitschig und antiquiert. Sein Ton ist ungefähr so sympathetisch wie die klaustrophoben Aversionswelten, in denen seine losgelösten Figuren zum Irrlichtern verdammt sind. In diesen Settings allerdings hält Staffel fast etwas zu hartnäckig an der Möglichkeit epiphanischer Begegnungen, absoluter Augenblicke und romantischer Erfüllung fest. Der Roman „Terrordrom“ (1998) – eine dystopische Millenniumsvision, in der Berlin im Griff arktischer Temperaturen, sozialer Kälte und spontanem Terrorismus auf den Untergang zusteuert – brachte dem Autor schlagartig umfassende Medienöffentlichkeit ein. Es folgten die Romane „Heimweh“ (2000), „Rauhfaser“ (2002) sowie „Jesús und Muhammed“ (2008), in denen Staffel sein Sampling genretypischer Themen fortgeführt und ausgebaut hat: Gewaltorgien, Kampfkunst, bisexuelle Promiskuität exzessiver Großstädter, verstellte Sehnsucht zwischen Männern. Diese Motive sind versetzt mit rudimentärer, aber fundamentaler Medien- und Gesellschaftskritik. Die Texte sind akademischer Reflexionsschübe unverdächtig, stoßen sich aber unerbittlich an Problemen, die auch Paul Virilio, Guy Debord und Jean Baudrillard umgetrieben haben.
Staffel hat stilsichere, sehr lesbare Romane vorgelegt. Das zuweilen fremdelnde Feuilleton hat ihn darüber hinaus in besonderem Maße zu einer öffentlich sichtbaren ...