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Nation: | Deutschland |
von Carsten Rohde
Stand: 15.02.2021
Die sprachkritische, sprachexperimentelle Linie in der deutschen Lyrik führt im Rahmen der Moderne zurück in die Zeit um 1800: zu Hamann und Herder, dann vor allem zu den sprachphilosophischen Reflexionen eines Novalis und zum Teil auch Friedrich Schlegel. Die Sprache gerät in den Sog der progressiven Universalpoesie und also der unendlichen Reflexion. Das Ergebnis ist hier bereits die fundamentale Arbitrarität und Produktivität der sprachlichen Zeichen. Auf ihr basieren im Grunde genommen alle weiteren sprachexperimentellen Leistungen der neueren Literaturgeschichte. Nietzsche, Mauthner, Hofmannsthal-Chandos und die Sprachkrise um 1900 verschärfen die existenziellen, die literarischen Avantgarden des frühen 20. Jahrhunderts betreffenden experimentellen Implikationen, während die sogenannte Konkrete Poesie nach 1945 das gesellschaftskritische, teils auch das sprachspielerische Moment hervorkehrt. Im weitläufig ausdifferenzierten Lyrikbetrieb um das Jahr 2000 konstituieren die ‚Sprachreflektierer‘ – u.a. Oskar Pastior, Reinhard Priessnitz, Thomas Kling und eben auch Ulf Stolterfoht – ein literarisches Feld, dessen Markenzeichen, die Arbeit an der Materialität der sprachlichen Zeichen, für ein vergleichsweise scharfes Profil und einen hohen Wiedererkennungswert sorgt.
Für die Vertreter dieser Tradition repräsentieren die sprachlichen Zeichen nicht nur Sein, sie sind es und nichts ...