Geburtstag: | |
Nation: | Deutschland |
von Rainer Kühn
Stand: 01.06.2001
Die „entschiedene Haltung des Ironikers“ hat Uli Becker einmal für sich reklamiert, und auf die Frage, was denn für ihn Funktion und Sinn der Literatur sei, antwortete er: „Muß ich wirklich? Lieber würdʼ ich die Frage weitergeben an den Guido. Der alte Fuchs, der!“ Und auch im Gedicht heißt es einmal: „Mich abarbeiten an den Letzten Fragen? / Ist nicht mein Bier. Hab anderes vor.“ Becker, wiewohl „Systemkritiker“, geht es um die „jähen kleinen Alltagsdinger“, sein Material ist das Gewöhnliche, das, was allen zugänglich ist – und das doch zu einer grotesken Normalität gerinnt, ist es erst einmal einem Gestus anverwandelt, in dem Wut nicht mit Trauer, sondern mit Witz, und Alltag nicht mit Wirklichkeit, sondern mit Wahn gepaart ist. – Beckers Gedichte erzählen allemal vom deutschen Alltag, genauer: vom Lebens-„Modell Deutschland“. Es wäre demnach unangemessen, dort in humorvoll-versöhnliches Lachen einzustimmen, wo vielmehr zum Gelächter preisgegeben wird, was einem Gedanken nicht standhält.
Mit der Bezeichnung seiner Literatur als „Agitpop“-Lyrik hat Becker selbst eine Klassifizierung vorgeschlagen, welche die artifizielle Differenz sowohl gegenüber allzu wörtlich genommener „politischer“ Lyrik wie zur routiniert-dilettantischen Alltagslyrik anzeigt. ...