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Nation: | Deutschland |
von Petra Günther
Stand: 01.03.2004
Die Eingangssätze zu Undine Gruenters erster Buchveröffentlichung, dem Roman „Ein Bild der Unruhe“ (1986), lassen bereits einige der Themen anklingen, die sich leitmotivisch durch ihr gesamtes Werk ziehen. Unter der Überschrift „Auf offener Straße“ beginnt ein erzählendes Ich mit den Worten: „Oft lag ich auf der Matratze und blickte durch das schräge Fenster in den grauen Himmel. Ich hauste in einem engen Verschlag unter dem Dach. Die Laken, fleckig, grau und zerknüllt, stanken nach Schweiß und verklebtem Staub. Es war der Geruch einer Lähmung, der sich langsam in die Lungen fraß. Von Tag zu Tag wuchs der Ekel.“
Auf den ersten Blick erkennbar ist die asoziale Abgeschiedenheit des erzählenden Ich, die sich der Verwahrlosung nähert. Der dominierende Farb- und Stimmungswert dieser Passage wird durch das Adjektiv „grau“ sowohl für den Außenraum („Himmel“) als auch für das Innere der Behausung („Laken“) angezeigt. Das erzählende Ich erscheint passiv, seine Tätigkeit auf das Sehen beschränkt. Die detaillierte, durchaus Ekel erregende Beschreibung der Bettwäsche ist sexuell konnotiert. Gebrochen wird dieses Bild des Stillstandes allerdings durch die Überschrift, und in der Tat ist ...